Erfahrungsberichte

Max berichtet von seiner Zeit als Schulbegleiter:

Bevor ich mein Abitur gemacht habe stand für mich bereits fest, dass ich nicht direkt eine Ausbildung oder ein Studium beginnen wollte. Deshalb entschied ich mich für ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der ISB Neuengamme. Für mich stellte das FSJ einen super Einstieg in das Berufsleben dar.   mehr...

Mein FSJ begann nach den Sommerferien an einer Stadtteilschule. Dort betreute ich einen kleinwüchsigen Jungen in der 6. Klasse. Ich entschied mich bewusst für eine Stadtteilschule, da ich mir selbst die Arbeit an einer Sonderschule nicht zutraute.
Vor den Herbstferien wurde dem Jungen jedoch die Betreuung entzogen, was für mich bedeutete, dass ich an die Sonderschule Weidemoor wechseln musste. Als ich diese Nachricht bekam überlegte ich bereits mein FSJ abzubrechen, da ich dachte, dass ich die Arbeit dort nicht schaffen konnte.

In meinen zwei Jahren an der Schule Weidemoor habe ich viele Kinder betreut, da ich anfangs als Springer eingesetzt wurde und so sehr schnell alle Schüler und Kollegen kennengelernt habe. Dies half mir besonders gut mich an die neue Schule zu gewöhnen und schnell Anschluss zu finden.
Ab Februar betreute ich dann nur noch ein festes Kind. Dieses Kind war Epileptiker und bereits in der Oberstufe. Dadurch, dass in der Oberstufe viele fitte Kinder waren konnte ich mich voll auf mein Kind konzentrieren. Zu diesem Zeitpunkt habe ich bereits überlegt, mein FSJ zu verlängern, da ich mir unschlüssig war, ob ich wirklich eine Ausbildung im Kaufmännischen Bereich machen wollte oder doch lieber weiter in dem sozialen Bereich arbeiten/studieren möchte. Da ich mich für keine der beiden Sachen entscheiden konnte, habe ich mein FSJ an der Schule Weidemoor für ein weiteres Jahr verlängert.
 

In meinem zweiten Jahr betreute ich einen 13 jährigen Autisten, den ich im Jahr zuvor bereits einige Male betreute. Wir beiden verstanden uns damals schon blendend, wodurch  die Eingewöhnungsphase nach den Sommerferien sehr kurz war. Das Klassenteam bestand aus zwei der nettesten Kollegen, mit denen ich im ersten Jahr zusammenarbeiten durfte. Daher fiel mir die Entscheidung nicht schwer als ich gefragt wurde ob ich gemeinsam mit der Klasse auf eine Klassenreise gehen wollte. Die Klassenreise war die wohl schönste Woche während meiner zwei Jahre, da man dort viel intensiver und vor allem anders mit den Kindern in Verbindung steht. Durch diese Woche wurde der Abschied von der Schule Weidemoor noch viel schwerer als er sowieso schon war.

Rückblickend gesehen war die Idee mein FSJ zu verlängern eine der besten Ideen die ich jemals hatte. Man lernt viele neue Leute/Freunde kennen und wird viel offener und toleranter gegenüber anderen Menschen. Ich kann jedem empfehlen, der noch nicht genau weiß, was Er/Sie nach der Schulzeit machen möchte ein FSJ zu beginnen. Die Erfahrungen die ich in diesen zwei Jahren sammeln durfte werde ich niemals vergessen.

Mein FSJ – Finn Lucas schreibt:

Als ich mich endgültig dafür entschied, ein FSJ beim ISB Neuengamme zu machen, lagen anstrengende und nervenaufreibende Wochen hinter mir.

Gerade mein Abitur bestanden, Gespräche mit verschiedenen Universitäten geführt und nicht zuletzt mich bei der Diakonie Hamburg für ein FSJ beworben. Ich wollte zwischen meine Schulzeit und mein Studium noch ein wenig Zeit bringen, da ich mich mit 18 Jahren noch als sehr jung empfand und noch ein wenig den „Luxus“ von Zuhause genießen wollte.

Von der Diakonie wurde ich dann an die ISB vermittelt, wo ich prompt ein Bewerbungsgespräch bekam.   mehr...

Ich hatte die Möglichkeit entweder an der Schule Weidemoor, einer Sonderschule für Menschen mit Einschränkungen, oder mit Ben einem 24-Jährigen Studenten, der Soziale Arbeit an der HAW in Hamburg studiert, zu arbeiten. Sowohl in der Schule in Weidemoor, als auch bei Ben absolvierte ich einen Hospitationstag, sogleich es bei ihm eher ein nettes Kennenlerngespräch mit Ihm und seiner Mutter war. Ich entschied mich letztendlich für Ben aus mehreren Gründen: Erstens wohnt er nur 10 km von mir entfernt, so konnte ich jeden Tag mit dem Fahrrad fahren. Zweitens empfand ich, dass er wesentlich stärker auf einen Betreuer angewiesen ist, als die Schule Weidemoor, die jährlich mehrere Dutzend Betreuer hat, wo es leichter fällt fehlende Stellen auszugleichen. Und drittens weil die Chemie zwischen uns beiden von vornherein stimmte, was sich über das Jahr gesehen auch bestätigte.

 

Der Einstieg in das FSJ fand mit einer Seminarwoche statt. In dieser lernten wir allerhand Grundlagen für den Umgang mit behinderten Menschen. Zudem diente die Seminare dazu Gruppenarbeit und Gemeinschaft zu fördern. Es wurde allerdings stellenweise etwas langweilig. Die Seminare sollten uns das gesamte Jahr während des FSJ´s begleiten, damit man Probleme dort ansprechen und lösen konnte. Aber mir ging es in erster Linie auch nicht um die Seminare, sondern um die Betreuung eines hilfebedürftigen Menschen.

In der ersten Zeit begleitete ich Ben an eine Grundschule, wo er gerade sein Hochschulpraktikum in einer Vorschulklasse absolvierte. In dieser Zeit lernte ich ihn immer besser kennen und merkte zum ersten Mal wie interessant es war ihn bei seiner Arbeit mit den Kindern zu beobachten. Ich merkte sofort, dass ihm die Arbeit mit den Kindern sehr viel Spaß bereitete. Mit der Zeit entstand eine sehr gute Beziehung zwischen uns und nach ein paar Wochen waren wir ein eingeschworenes Team. Er übernahm in der Schule den erzieherischen Part und ich den körperlichen, da er aufgrund seiner Behinderung nicht dazu in der Lage war. Die Zeit in der Vorschulklasse führte allerdings auch dazu, dass ich die Herausforderung nicht mehr hauptsächlich darin sah die Verantwortung für einen körperlich behinderten Menschen zu übernehme, sondern sich bei den Kindern durchzusetzen und kleinere und größere Streitereien zu schlichten. Es machte mir aber dennoch sehr viel Spaß, da ich so viel im Umgang mit Kindern lernte und meine Kindheit in gewisser Weise in ihnen wieder sah. Im zweiten Halbjahr war das Praktikum vorbei und so begleitete ich Ben an die Universität. Darauf hatte ich mich sehr gefreut, da dies auch ein Punkt war, weswegen ich mich für die Betreuung eines Studenten entschied. Ich konnte so schon vor meinem eigenen Studium lernen, wie der Unialltag so abläuft und lernte somit schon die grundlegenden Strukturen kennen. Die hauptsächliche Arbeit bestand darin mitzuschreiben und Ben einen möglichst reibungslosen Tagesablauf zu bereiten. Das bedeutete bei Präsentationen und Hausarbeiten zu helfen. Dazu kamen natürlich Tätigkeiten wie Jacken aus- und anziehen, Essen und Trinken reichen, Seminarräume aufsuchen, usw. Ich habe ihn somit für ein Semester seines Studiums begleitet. Auch wenn es an manchen Stellen natürlich bedeutet viel herumsitzen, warten und zuhören, war es dennoch sehr interessant vor allem weil sich so sehr lustige Gespräche entwickelten und es eigentlich nur selten wirklich langweilig wurde.

Abschließend kann ich sagen, dass mir das Jahr sehr gefallen hat. Ich habe sehr viel gelernt im Umgang mit gehandikapten Menschen, so dass ich Hemmschwellen im Alltag sehr schnell abbauen konnte. Zudem habe ich schon einmal einen Einblick in ein Studium bekommen und vorab auch einiges gelernt für mein eigenes Studium, was Strukturen und Planung angeht. Aber das schönste Resultat ist, dass ich nicht nur einen körperlich behinderten Menschen kennenlernen durfte, sondern dass ich einen Freund gewonnen habe.

 

Allerdings reicht eine Din-A4 Seite nicht dafür aus ein Jahr FSJ allumfassend zu beschreiben, deshalb empfehle ich allen, die noch nicht wissen was sie nach der Schule machen wollen, aber auch gerade denen wie mich, die schon eine genaue Vorstellung haben, wohin ihr Weg geht, ein FSJ zu machen. Hier lernt man eine Menge für sein eigenes Leben und vor allem im Umgang miteinander in der Gesellschaft.

Fedi berichtet:

Zu Anfang des Schuljahres bin ich als Schulbegleiter im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres an der Stadtteilschule Veddel eingesetzt worden und hatte die Interessante Aufgabe zwei Schüler im Schulalltag zu begleiten und in schwierigen Situationen zu stützen.

Vor allem lag mein Aufgabenbereich darin, ein Mädchen mit diagnostiziertem frühkindlichen Autismus, welches neu in die erste Klasse eingeschult wurde, im Schulalltag zu unterstützen. Diese Aufgabe habe ich mit Leidenschaft angenommen und hatte den Ehrgeiz vieles mit der kleinen zu erreichen, denn schnell stellte sich heraus, dass ohne die Hilfe eines Schulbegleiters der Alltag in der Schule kaum möglich ist.   mehr...

Ihr fällt es sehr schwer sich mitzuteilen. Ihre Sprache bestand anfänglich nur aus unverständlichen Wortsilben und ihre schwache Motorik war ebenfalls auf dem Niveau eines Kleinkindes. Sie brauchte Unterstützung bei alltäglichen Dingen wie Schuhe anziehen, öffnen von Schultasche/Federtasche/Wasserflasche und vielen anderen vermeidlich „leichten“ Situationen.

Ihr schwaches Selbstbewusstsein erschwerte ihr selbst anfänglich kleinste Hürden im Alltag selbstständig zu meistern. Das heißt, dass ihr jedes Mal erneut aufgezeigt werden musste, dass es zwar für andere Kinder leichter geht den Klettverschluss ihres Schuhes zu öffnen, den Fuß darin zu kleiden und ihn zu verschließen, sie es aber mit genügend Training ebenfalls problemlos schaffen kann. Diese simple Alltagssituation hat sie schon überfordert und oft auch zu tiefst frustriert, da ich mir absolut sicher bin, dass sie sehr genau merkt, dass sie anders als andere Kinder ist und länger für vermeintlich einfache Dinge braucht, als ihre Mitschüler.  Zum Ende des Schuljahres zieht sie mit voller Freude ihre Schuhe um, wenn es raus in die Pause geht und ist oft eine der ersten aus ihrer Klasse um witzig spritzig auf den Schulhof und in die Pause zu gehen.

Ein anderes Musterbeispiel wäre, dass sie zu Anfang des Schuljahres brutale Wutanfälle bekam, wenn es darum ging einen Stift zu halten und damit zu malen, sei es auch nur wildes Gekritzel auf einem Blatt Papier. Ich bin mir sicher, dass ihr Frust schon im Kindergarten los ging, da sie dort schon gemerkt hat, dass andere Kinder wesentlich besser mit Bastelwerkzeugen wie Stifte, Schere und Kleber umgehen können als sie. Meine Aufgabe war es sie ran zuführen  und ihr den Spaß am Schaffen zu vermitteln. Mit der Zeit hat sie große Freude entwickelt weiße Blätter in bunte Kunstwerke zu gestalten, trotz ihrer schwachen motorischen Fähigkeiten. Heute legt sie nur ungern einen Stift aus ihrer Hand und unterbricht ihre „Arbeit“, wenn es zur Pause geläutet hat.

Ich könnte hier unzählige Beispiele nennen, aber ich möchte noch ein paar Worte über dieses Tolle Jahr im allgemeinen verlieren.

Ich bin absolut froh dieses FSJ gemacht zu haben und kann es nur jedem weiter empfehlen, der noch keinen genauen Plan hat, welche Ausbildung als nächstes kommen sollte. Es ist alles andere als ein verschenktes Jahr!

Das Jahr hier an der Stadtteilschule Veddel war ein besonderes, nicht nur weil der Einsatzort sehr eigen ist auf Grund des „Sozialen Brennpunktes“, sondern auch die Arbeit an sich. Ich bin jedes Mal mit einem breiten Grinsen nach Hause gefahren und abends im Bett habe ich immer das Lächeln der Kinder vor meinem inneren Auge. Die Liebe die mir jeden Tag entgegengebracht wird, wenn ich durch den Schulflur schlendere und mich Kinder aus allen Klassenstufen freudestrahlend begrüßen, gar angelaufen kommen und an mir hochklettern, obwohl ich im Unterricht nichts mit ihnen zu tun habe und nur vom Pausenhof kenne, ist unbezahlbar. Mir selbst hat das unfassbar gut getan, dieses Gefühl zu erfahren, dass du für diese, oft recht hilflosen Kinder, unfassbar wichtig bist.

FSJ bei der ISB von Anastasia

Meine damaligen Assoziationen, als ich erstmals davon gehört habe, gingen eher in Richtung:
Haufenweise Arbeit, überhaupt kein Spaß, derselbe tägliche Ablauf und jeden Tag alte Menschen um einen herum - kurz gesagt: Langweilig!
Doch wie man so schön sagt: "Der Schein trügt!", und das zeigt sich in meinem FSJ ganz besonders.

Als FSJlerin im Bereich Schulbegleitung betreue ich einen Jungen aus der 7. Klasse eines üblichen Gymnasiums.
Er hat eine Gehörschädigung, sodass er unter ruhiger Atmosphäre und guten Umständen fast alles hören kann, es sich jedoch auf weniger als die Hälfte verringert, sobald sogenannter Störschall und andere Geräusche hinzukommen.   mehr...

 

Genau hier komme ich nun ins Spiel: In der sehr lebhaften und unruhigen Klasse ist es keine Seltenheit, dass Geräusche produziert werden, die das Hörvermögen beeinträchtigen.
Daher zählen zu meinen Aufgaben unter anderem, dass ich dafür sorge, dass der Geräuschpegel auf einem angemessenen Level bleibt, aber auch den Jungen selbst darauf hinweise, dass er selber zu erkennen gibt, falls seine Mitschüler zu laut werden. Letzteres ist momentan noch etwas schwierig, da er etwas zurückhaltender ist, doch wir arbeiten dran! ;)

Von mir werden ebenfalls Mitschüler und manchmal sogar Lehrer aufgefordert, gerne lauter zu sprechen, damit auch jeder einzelne - unabhängig vom Hörvermögen - dem Unterricht folgen kann.
Außerdem führe ich mit dem Jungen einzelnen Förderunterricht durch, in welchem sowohl Hausaufgabenhilfe stattfindet, als auch Nachhilfe und Lernzeit mit eingebunden ist.
Ca. jeden zweiten Monat besucht uns eine Frau aus der Elbschule, um Rücksprache mit dem Jungen und seinen Eltern, der Klassenlehrerin aber natürlich auch mit mir zu halten. Das ist eine große Hilfe, da ich selber nicht wissen kann wie ich etwas anzugehen habe, womit ich vorher nie in Kontakt gekommen bin. Genauso erhalte ich viel Unterstützung und Hilfe von der Klassenlehrerin, und wir halten uns bezüglich des Jungen regelmäßig auf dem Laufenden.

Wie man sich nun denken kann, ist eine gerade pubertierende Klasse alles andere als langweilig, und noch viel mehr Spaß kann man mit einer Klasse als Schulbegleitung wahrscheinlich gar nicht haben, als mit dieser!
Darüber hinaus hat mein FSJ nichts mit alten Menschen zu tun, wie anfangs befürchtet. Man kann sich einen Bereich aussuchen, in dem man sein FSJ absolvieren möchte, und das ist nicht ausschließlich Pflege und Ambulanz! ;)

Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass dieses FSJ für mich eine super Lösung war um nicht tatenlos ein Jahr lang zu Hause zu sitzen, sondern es bisher eine tolle, aufregende und auch sehr lehrreiche Zeit gewesen ist; und in der Bewerbung gibt das natürlich ebenfalls Pluspunkte ;)
Darum soll mein Bericht gerne wie eine Art Anregung gesehen werden, denn ich bin wirklich positiv überrascht und kann es nur wärmstens empfehlen!"

Marvin schreibt:

Während meines letzten Schuljahres dachte ich viel darüber nach, was ich nach dem Abitur machen sollte. Eigentlich wollte ich studieren, allerdings wusste ich nicht genau was. Außerdem gefiel mir die Idee ein Überbrückungsjahr zu machen, um nicht direkt von dem Schulalltag zum Unialltag zu wechseln. So fiel meine Entscheidung auf das FSJ – ähnlich erging es einigen meiner Freunde.   mehr...

Mein FSJ startete mit den Einführungsseminaren, welche auf das folgende Jahr vorbereiten sollen. In diesen Seminaren lernt man einiges über Behinderungen und die soziale Arbeit. Man lernt natürlich auch die anderen FSJ-ler kennen, was dazu führt, dass die Seminare viel Spaß machen können und man neue Freunde kennenlernt. In diesen Seminaren wird auch viel über deine Erwartungen geredet, welche bei mir ziemlich ungewiss waren, da ich noch nicht wusste, welches Kind ich betreuen werde. Andere wussten es bereits und hatten konkretere Erwartungen aber auch Ängste.

Am ersten Schultag stellte sich dann heraus, dass ich zwei Kinder betreuen werde. Ich war sehr nervös zu Beginn. Ich fragte mich, ob es nicht zu schwer sei, zwei zur gleichen Zeit zu betreuen. Doch man bekommt sehr viel Hilfe vom Klassenteam und somit wandelte sich die Nervosität schnell in Routine um. Die beiden Jungs sind auf einem ähnlichen Lernstand und benötigen viel Hilfe beim Bewältigen von Aufgaben, darum wird oft in einem Extraraum gearbeitet. Das Ziel ist es jedoch, solange es Sinn macht, sie in der Klasse bei den Mitschülern zu lassen. Zu Beginn benötigte eines der Kinder außerdem eine Betreuung auf dem Heimweg, damit er nicht mehr auf einen Fahrdienst angewiesen ist. Nach einigen Wochen Übung gab es auch schon große Erfolge und seitdem wird der Hin- und Rückweg von Ihm alleine absolviert. Da war ich schon stolz auf mich und vor allem auf ihn, denn für ihn war es ein weiterer Schritt zur Selbstständigkeit, worauf großer Wert gelegt wird.

Nach einiger Zeit merkte ich, dass es immer schwerer wurde, förderlich zu arbeiten. Denn es wurde, seitdem wir uns kennenlernten, von Tag zu Tag schwieriger die beiden Jungs zum Arbeiten zu bekommen. Sie testeten meine Grenzen und vor allem meine Geduld aus. Seit diesem Zeitpunkt hat sich meine Arbeit auch verändert und ist nicht mehr so produktiv wie am Anfang, als sie noch direkt auf mich hörten. Dieser Vorgang ist allerdings normal, denke ich. Dies bestätigte sich in den Zwischenseminaren, denn einige meiner Kollegen haben die Selbe Erfahrung gemacht. Mittlerweile hat es sich ganz gut eingependelt, zwischen produktiv arbeiten und auch mal Quatsch zu machen. Diese lustigen Momente gab es nicht zu knapp und halfen mir auch zu mancher Zeit das FSJ durchzustehen, denn die Arbeit kann durchaus sehr anstrengend sein, allerdings strahlen die Kinder eine riesige Lebensfreude aus und diese gibt Kraft.

Alles in allem bin ich froh mich für ein FSJ entschieden zu haben und meine anfänglichen Ängste oder Bedenken haben sich sehr schnell gelegt. Da haben auch die ISB Neuengamme und die Zwischenseminare in den Ferien einen großen Anteil, denn die ISB gibt einem das Gefühl, dass man immer unterstützt wird und steht auch bei Fragen stets zur Seite. Und wie schon erwähnt helfen die Seminare, weil man dort seine Erfahrungen teilen und auch neue Methoden für seine Arbeit kennenlernen kann.

Für mich ist nun klar: Das FSJ war für mich die richtige Entscheidung um ein Jahr zwischen Schule und Studium zu überbrücken.

Jessica erzählt von ihrem FSJ

Nach meinem Abitur wollte ich anfangs als Au Pair nach Amerika, doch das hat nicht so funktioniert wie ich gern wollte, da sich keine geeignete Familie gefunden hat. Durch eine Empfehlung von einem Freund bin ich bei der ISB Neuengamme gelandet und wie es der Zufall wollte, gab es auch schon gleich eine passende Anfrage der Grundschule Friedrich-Frank-Bogen in Nettelnburg.

Nach einem kurzen Hospitationstag stand es fest. Ich konnte mein FSJ im September beginnen und habe mich gleich in der Klasse zu Recht gefunden. Wenn ich daran zurückdenke, ging alles sehr schnell verlief dennoch reibungslos.   mehr...

Ich lernte das Kind, welches ich betreut habe, kennen und setzte mich neben ihr. Nach ein paar freundlichen Blicken ließ sie mich nicht mehr los, was für mich kein Problem darstellte. Immerhin kam sie sehr charmant auf mich zu. Doch sie konnte auch ganz anders, was ich noch etwas später merken sollte. Sie hat autistische Züge, ich wusste anfangs wenig über diese Behinderung, aber von den Lehrern wurde mich ihr Verhalten vorerst als sehr aggressiv und frech beschrieben.

Anfangs betreue ich mein Kind nur vormittags, da sie noch nicht im Ganztag angemeldet war. Mit mir hat sich das dann geändert. Nach circa zwei Wochen wurde sie im Ganztag angemeldet und ich verbrachte mit ihr einen Teil der Schulzeit und den Ganztag. Sie brauchte mich in der Zeit wirklich mehr denn je. Sie wurde gehänselt und ausgeschlossen, da sie spuckte und anzügliche Bewegungen gestikulierte.

Nach einiger Zeit kam die Routine in meinen Alltag als FSJlerin, sie gewöhnte sich das spucken ab und konnte auch besser mit anderen umgehen. In der Schulzeit arbeiteten wir meist in ihren speziellen Heften, die Pause verbrachte ich mit den Kindern auf dem Schulhof und spielte etwas mit ihnen. In der fünften Stunde gab es eine kleine Pause für mein Kind und wir gingen in einen Förderraum, wo wir gemeinsam etwas spielen konnten. Im Ganztag ging es weiter mit dem Mittagsessen und den Hausaufgaben, wo wir auch wieder in den Förderraum gingen und dort mit einem weiteren Mitschüler lesen geübt oder gespielt haben. Nach dieser Übungszeit gab es verschiedenste Angebote für die Kinder, welche auch mein Kind fleißig mitgemacht und verfolgt hat. Es hat mir sehr gefallen auch im Ganztag integriert zu sein und konnte mich dadurch etwas einbringen und die positive Veränderung, die mein Kind durchlief, beobachten.

Im Februar stand ein großes Ereignis für die Kinder an. Es ging zum Schulschwimmen, wo mein Kind natürlich auch, mit mir, dabei war. Die vielen Male beim Schwimmen verliefen manchmal besser, manchmal schlechter, dennoch hatten alle viel Spaß im Wasser und ich war mittendrin.

Die Seminare verliefen nebenbei in den Ferien, wo ich auch sehr viel für mich mitnehmen konnte. Wir haben viel über Behinderungen gesprochen und haben sogar etwas Gebärdensprache gelernt. Die Wochen und Monate vergingen sehr schnell und es ist eine wunderbare Erfahrung, die ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann. Bis jetzt weiß ich noch nicht genau, wo es für mich hingehen kann, aber es war es auf jeden Fall wert mal solch ein FSJ zu absolvieren. Diese Erfahrung, die ich dort in der Schule und auch in den Seminaren gemacht habe, kann mir keiner wegnehmen.

Kira schreibt:

Für mich war schon vor Beginn meines Freiwilligen Sozialen Jahres klar, dass ich nach meinem Abschluss einen sozialen Beruf ausüben möchte. Ich wollte nach der Schule nicht direkt, die Ausbildung beginnen, die Gelegenheit nutzen auch etwas praktische Erfahrung zu sammeln und neue Menschen kennenlernen. So kam ich auf die ISB Neuengamme, ich muss sagen es war eine gute Entscheidung diese Einsatzstelle für mein FSJ gewählt zu haben.   mehr...

Zu Anfang war ich ziemlich nervös, auf mich warteten viele neue Eindrücke und ich war sehr gespannt darauf welches Kind ich bekommen würde und welche Behinderung es hat. Zu mindestens konnte ich in dem Einführungsseminar der Diakonie  schon ein bisschen mehr über die bekanntesten Behinderungen lernen und war dadurch ein bisschen entspannter. Die anfänglichen Zweifel, ob dies auch die richtige Entscheidung gewesen war,  lösten sich nach kurzer Zeit in Luft auf. Ich hatte mich ziemlich schnell in  meiner neuen Umgebung eingelebt, dies auch nicht zuletzt durch die tolle Unterstützung & Hilfe meines Klassenteams, den anderen Kollegen der Schule und natürlich der ISB Neuengamme. An die ungewohnten Aufgaben, wie z.B. das Wickeln, das Füttern o.ä., gewöhnte ich mich relativ schnell.

Ich bekam ein kleines Mädchen, das sowohl geistig wie auch körperlich behindert ist. Die Bindung zwischen meinen Schützling und mir wurde von Woche zu Woche besser, ich konnte sehen wie sie sich freute, wenn ich sie morgens von ihrer Mutter abholte. Ihr Vertrauen zu mir wurde immer größer und das machte mich irgendwie stolz. Es zeigte mir das meine Hilfe wirklich ankommen ist. Da das Mädchen das ich betreue in allen alltäglichen Dingen Hilfe benötigt, begleite ich sie überall hin. Ob an ihren Sitzplatz in der Klasse, zu den Lesekursen oder in die großen Pausen, ich bin  immer an ihrer Seite. Egal wie schlecht das Wetter oder die Launen auch sind, ihre ständige gute Laune ist einfach ansteckend. So ein kleines Lächeln von ihr gibt mir so unglaublich viel, das kann man nicht beschreiben! Sie hat eine so starke Persönlichkeit und das zeigt sie einem jeden Tag wieder aufs Neue. Was diese Arbeit mit den Kindern so interessant macht ist, dass du selbst auch mal Dinge mit den Kindern ausprobieren darfst und so vielleicht dazu beträgst, dass die Kinder sich besser weiterentwickelt. Man hat täglich neue Herausforderungen, denen man sich stellen muss.

Ich habe in diesem Jahr so viel dazu gelernt, bin über meine Grenzen hinausgegangen und habe auch schwierige Situationen gemeistert. Ich konnte durch diese Möglichkeit so viele einzigartige und tolle Menschen kennenlernen und meine Sichtweise zu gewissen Dingen noch vertiefen oder ändern…

Es fällt mir sehr schwer dort aufzuhören, denn mir sind die Kinder in dieser Zeit echt ans Herz gewachsen. Wenn ich nochmal so eine Möglichkeit hätte würde ich sie auf jeden Fall wieder nutzen.

Ich bereue keine einzige Sekunde diesen Weg gegangen zu sein! Ich rate allen die nach der Schule noch unentschlossen sind, ein  FSJ zu machen. Es erweitert den Horizont und man lernt so unglaublich viel im Umgang mit den Menschen.